Die Unternehmensnachfolge stellt eine grosse Herausforderung für die betroffenen
Unternehmer dar. Oft gehen Verantwortung, Macht, Prestige und wertvolle Bezie-
hungen verloren. Vor diesem Hintergrund darf eine Unternehmensnachfolge nicht nur
als operative Alltäglichkeit abgewickelt werden. Wichtige strategische und norma-
tive Fragen müssen vorgängig beantwortet werden.
Trotz der steigenden Bedeutung von familienexternen Nachfolgeregelungen wie MBO und MBI bestehen hinsichtlich dieser Nachfolgeoptionen noch grosse Forschungslücken. Obwohl die Informationsökonomie einen viel versprechenden Ansatz darstellt, um ein fundierteres Verständnis zu erlangen, ist sie in diesem Kontext noch zu wenig angewandt worden. Dies wäre jedoch vor allem in Bezug auf einen MBI sinnvoll, da dort die deutlichsten Informationsasymmetrien zwischen Übergeber und Nachfolger auftreten können. In diesem Beitrag bedienen wir uns daher der Informationsökonomie und analysieren die verschiedenen Informationsasymmetrien bei einem MBI im Detail. Ausserdem zeigen wir verschiedene Möglichkeiten auf, wie die entsprechenden Asymmetrien überwunden werden können. Damit leisten wir einen wertvollen Beitrag zu Wissenschaft und Praxis.
Die Praxis zeigt sehr häufig, dass eine Unternehmensbewertung Erwartungshaltungen schafft, welche im Prozess oft nicht eingelöst werden können und in der Folge die grosse Enttäuschung eintrifft oder gar ganze Nachfolgeprozesse abgebrochen werden.
Entgegen der allgemeinen Meinung in der Literatur stellen wir vorliegend den Grundsatz in Frage, dass ein Transaktionspreis mittels finanz-technischen Bewertungsmodellen bestmöglich festgelegt werden kann. Insbesondere für Kleinst- und Kleinunternehmen, die häufig privat gehalten und in Familienhand sind, muss diese rein finanz-technische Betrachtung der Transaktionspreisfindung hinterfragt werden.