Es herrscht heute eine Konfusion von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie lässt sich als doppelt verkehrte Ordnung erkennen: erstens, bezüglich eines liberalen Wirtschaftsverständnisses, zwischen marktwirtschaftlichem System und bürgerlicher Freiheit; und zweitens, hinsichtlich der bürgerlichen Gesellschaftsidee, zwischen eigentumsrechtlich verfasstem Kapitalismus und freiheitlich-demokratischer Gesellschaftsordnung. Die sich ergebenden Perspektiven werden am Ende in fünf Thesen zusammengefasst.
'Mehr Markt!' lautet heute das (allzu) simple neoliberale Generalrezept zur Lösung fast aller gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Probleme. Dass dies der Standpunkt bestimmter, vorrangig an ihren Partikularinteressen orientierter Wirtschaftspraktiker und Politiker ist, verwundert nicht unbedingt. Schwerer nachzuvollziehen ist, dass auch die überwiegende Zahl der akademischen Vertreter der Mainstream Economics heute mehr oder weniger vorbehaltlos nahezu dieselbe Botschaft verkünden. Nur noch wenige Universitätslehrer der Ökonomie denken gegen den totalen Ökonomismus an die unkritische und kriterienlose Verabsolutierung ökonomischer Gesichtspunkte und arbeiten an den Grundlagen einer anderen, 'sozialverträglichen' Wirtschaftswissenschaft. Sie haben dabei all die subtilen Widerstände in Kauf zu nehmen, die den sogenannten Dissenting Economists gewöhnlich entgegenschlagen. Der vorliegende Beitrag würdigt vor allem die Beiträge von Siegfried Katterle als einem der klarsten Köpfe unter ihnen aus der Perspektive der Integrativen Wirtschaftsethik. Diese versteht sich als philosophisch disziplinierte kritische Grundlagenreflexion der Ökonomie. Sie kann daher ihrerseits zur Klärung tragfähiger Grundlagen einer (praktischen) Sozialökonomie beitragen, der es nicht um eine grenzenlose, totale Marktgesellschaft, sondern um eine ethisch orientierte, lebensdienliche Marktwirtschaft geht. Im ersten Abschnitt werden die Hintergründe der gegenüber lebensweltlichen Fragen so eigenartig 'ausgrenzenden' Ökonomik ausgeleuchtet und die Grundmerkmale erörtert, deren abweichende Bestimmung eine lebensnahe Sozialökonomie von den Mainstream Economics unterscheidet (Personenkonzept, Gesellschaftskonzept, Marktwirtschaftskonzept). Im zweiten Abschnitt werden die systematischen wirtschaftsethischen Grundlagen einer so ansetzenden, anderen Ökonomie dargelegt.
Fast alles deutet darauf hin, dass der historische Prozess der Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen unter dem enomren Wettbewerbsdruck zunehmend deregulierter und globalisierter Märkte auch in den nächsten Jahrzehnten welweit voranschreiten wird. Durch Wirtschaftswachstum allein wird das so genannte "Beschäftigungsproblem" nicht lösbar sein. Es kommt vielmehr auf die Gewinnung einer qualitativen Perspektive des epochalen Strukturwandels der Arbeitswelt im Ganzen an. In diesem Beitrag wird als analytisches Hilfsmittel das "Tyrannei"-Konzept des amerikanischen Philosophen Michael Walzer angewandt: "Tyrannisch" wird in seinem Sinne ein gesellschaftlicher Organisations- oder Verteilungsmechanismus, wenn er in dominanter und uneingegrenzter Weise in Lebens- und Gesellschaftsbereiche hineinwirkt, für die er als Organisationsprinzip nicht adäquat ist. Das trifft auf den Arbeitsmarkt insofern zu, als vom Erfolg oder Misserfolg im Wettbewerb um gute Arbeitsplätze mehr oder weniger die gesamte Lebenslage einer Person abhängt. Als "vitalpolitische" Alternative einer zukunftsfähigen Arbeitspolitik bietet sich letztlich die Wahl an zwischen einem Recht auf Erwerbsarbeit für alle, was Walzers Konzept der "einfachen Gleichheit" (innerhalb einer Lebenssphäre) entspricht, oder aber - Walzers Leitidee der "komplexen Gleichheit" (durch die "Kunst der Grenzziehung" zwischen verschiedenen Lebenssphären mit unterschiedlichen Chancenverteilungen) korrespondierend - die partielle Abkoppelung der gesellschaftlichen Einkommensverteilung von der Arbeitsverteilung mittels des Rechts auf ein allgemeines Grundeinkommen (Bürgergeld"). Der Beitrag möchte eine zukunftsorientierte arbeitspolitische Diskussion anregen.
Märkte brauchen einen ordnungspolitischen Rahmen und verantwortungsbewusste Akteure. Freier Wettbewerb und strikte Gewinnorientierung führen allein nicht zu einer erfolgreichen Volkswirtschaft. Doch was macht den Erfolg der Ökonomie aus? Und an welchen Zielen orientieren sich verantwortungsbewusste Unternehmer?
Der renommierte St. Gallener Wirtschaftsethiker rückt diese grundlegenden Fragen ins Zentrum. Und er zeitg auf, dass eine zeitgemässe Unternehmensethik viele Facetten hat: An erster Stelle geht es um die Frage, wie und womit ein Unternehmen Geld verdient. Doch dazu ghören auch das Engagement für einen sozial und ökologisch qualifizierten Ordnungsrahmen, die Fairness gegenüber den eigenen Mitarbeitern und allen weiteren Betroffenen sowie die Offenheit für neue Modelle zur gerechten Verteilung des Sozialprodukts.