Zum Wandel des Working Capital Managements in Supply Chains : ein Blick zurück und zukünftige Handlungsoptionen

Auteur(s)

Erik Hofmann

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Beschreibung

Working Capital Management (WCM) stellt ein mit Tradition behaftetes Thema dar. Seit es Unternehmen gibt, beschäftigen sich Verantwortliche mit Fragen der Liquidität, Kapitalproduktivität sowie Kapitalbindung. Die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten ist daher eine ebenfalls weit zurück reichende Thematik, die so aktuell geblieben ist, dass auch in der heutigen Zeit Finanzmanager viel Zeit damit verbringen, einen ausgewogenen Mix zwischen den Komponenten zu finden. Dabei stehen neben den Vorräten die Beziehungen zu den Kunden über die Debitoren sowie zu den Lieferanten über die Kreditoren im Mittelpunkt der Betrachtung. Daneben hat sich in den letzten Jahren die Diskussion um Supply Chain Management (SCM) immer weiter ausgeweitet. Angefacht durch die Zunahme an globalen Zuliefer-Abnehmer-Beziehungen und dem Aufkommen von leistungsfähigen IT-Systemen, die einen zwischenbetrieblichen Austausch von Daten ermöglicht haben, stellt SCM inzwischen eine anerkannte Teildisziplin der Betriebswirtschaftslehre dar. die aus dem Schatten der reinen Transport- und Lagerlogistik herausgetreten ist.

Es ist erstaunlich, dass die Aufgabenbereiche des WCM und des SCM in Unternehmen kaum eine Verknüpfung erfahren, obwohl beide für sich gesehen bereits sehr verbreitet sind. Kooperationsüberlegungen, die im SCM zu erheblichen Vorteile für die involvierten Akteure geführt haben, werden im WCM bisher nur spärlich beachtet. Die Verantwortlichen beschäftigen sich bisher hauptsächlich mit ihrem Unternehmen und berücksichtigen andere Supply Chain-Partner nur insoweit, wie sie diese beeinflussen können, das eigene Umlaufvermögen zu optimieren. Eine ausdrückliche unternehmensübergreifende Verbesserung der Liquiditäts- und Kapitalbindungssituation wird nicht angestrebt.

Gleichzeitig kommen Losbichler & Rothböck (2006) in einer Studie über die Entwicklung des WCM über mehrere Jahre und in verschiedenen Branchen zum Ergebnis, dass im Schnitt in den Unternehmen kaum Verbesserungen bezüglich des Nettoumlaufvermögens zu verzeichnen sind. Vielmehr würden sich die Verbesserungen einzelner Unternehmen oder Branchen lediglich zu Lasten anderer auswirken. Insbesondere in Supply Chains liesse sich beobachten, dass statt miteinander, gegeneinander WCM-Initiativen durchgeführt werden.

Der vorliegende Aufsatz setzt an dieser Ausgangssituation an. Untersucht wird, inwiefern eine Verbindung der Aufgabenbereiche des SCM und des WCM möglich ist und dadurch Vorteile hinsichtlich des Umlaufvermögens und der Kapitalbindung in einer Supply Chain involvierten Unternehmen erzielbar sind. Dies führt zu folgenden Forschungsfragen:

1. Ein Blick zurück: Kann der Aussage, dass Working Capital Management habe sich in den letzten Jahren in Supply Chains nicht verbessert, zugestimmt werden oder ist diese These zu verwerfen?

2. Zukünftige Handlungsoptionen: Lassen sich, dem SCM-Gedanken folgend, Verbesserungen im Working Capital Management durch die Kooperation der involvierten Unternehmen erzielen?

Zur Beantwortung dieser Fragen wird zunächst auf die verschiedenen Begrifflichkeiten des Working Capital Managements sowie dessen Operationalisierung in Form von Kennzahlen eingegangen. Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage wird eine eigene Untersuchung von über 7000 Unternehmen in den Jahren 1996 bis 2005 vorgestellt. Diese Studie bildet die Grundlage für die Ausarbeitung möglicher Antworten für die zweite Forschungsfragen. Dabei werden alternative Wege verfolgt, welche zu verschiedenen Lösungsmöglichkeiten im Bereich des Kreditoren- und Debitorenmanagements sowie bei der Verteilung der Vorräte in einer Supply Chain führen. Ausgehend von der Diskussion möglicher Implementierungsherausforderungen werden weitere Möglichkeiten für eine Verbesserung des Working Capital Managements in Supply Chain-Ausschnitten aufgezeigt. Der Beitrag schliesst mit einer kurzen Zusammenfassung

Langue

Deutsch

Datum

2010

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