Wofür sind Unternehmen verantwortlich?

Auteur(s)

Peter Ulrich

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Descrizione

So einfach die Titelfrage des vorliegenden Beitrags gestellt ist, so komplex und voraussetzungsreich ist ihre wohlbegründete Beantwortung, impliziert sie doch bei näherem Hinsehen die Klärung fast der gesamten wirtschafts- und unternehmensethischen Grundfragen. Die gestellte Leitfrage eröffnet daher keineswegs eine "Abkürzung" praxisbezogener Unternehmensethik an der so oft als "zu theoretisch" gescholtenen Grundlagenreflexion vorbei, wie man vielleicht meinen könnte. Wohl aber geht es um eine handlungsorientierte Bündelung der vielfältigen Aspekte des Problems zu Händen der unternehmerischen "Verantwortungsträger". Das setzt geklärte systematische Grundlagen immer schon voraus. Gerade um praktisch wirklich brauchbare Handlungsorientierung zu entwickeln, kommt es zunächst auf die präzise Herausarbeitung des Problems in kritischer Auseinandersetzung mit zeitgeistabhängigen, aber verkürzten Antworten an. Der vorliegende Beitrag möchte in diesem Sinne einer systematisch begründeten und zugleich praxisorientierten - oder besser: praxisorientierenden - unternehmensethischen Verantwortungskonzeption zuarbeiten. Im ersten Teil wird zunächst die prinzipielle Unausweichlichkeit institutionenethischer Grundannahmen über die "richtige" Wirtschaftsordnung, von der her die gesellschaftliche Rolle der Unternehmen zu begründen ist, beleuchtet. Es folgt ein kurzer Überblick über die geistesgeschichtlichen Hintergründe des derzeit (noch) vorherrschenden neoliberalen Marktradikalismus, dem auf unternehmensethischer Ebene die Shareholder-Value-Doktrin (als Variante eines strikten "Gewinnprinzips") entspricht. Es wird herausgearbeitet, warum eine nicht ideologisch voreingenommene Konzeption der unternehmerischen Verantwortung erst jenseits dieser Doktrin begründet werden kann. Im zweiten Teil wird das weiterführende, aber oft wiederum verkürzt interpretierte Stakeholder-Konzept der Unternehmung in Auseinandersetzung mit einigen gängigen Missverständnissen unternehmensethisch präzisiert. Geklärt wird auf diese Weise, wer überhaupt als Stakeholder des Unternehmens zu betrachten ist. In diesem Zusammenhang wird auch die systematische Rolle der (gelegentlich) kritischen Öffentlichkeit in einem wohlverstandenen Stakeholder-Konzept genauer bestimmt. Erörtert wird im weiteren der gängige Einwand, die Berücksichtigung von Stakeholder-Ansprüchen finde ihre "realistische" Grenze in den Sachzwängen der unternehmerischen Erfolgssicherung. Schliesslich wird eine zweistufige Konzeption unternehmerischer Verantwortung im Sinne des Ansatzes der integrativen Unternehmensethik vorgeschlagen und versucht, ein konkretes Fazit in vier Punkten zu ziehen.

Langue

Deutsch

Data

1998

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