Was macht eine Fankultur aus? : Über die kollektive Identität von Fussballfans
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In dieser Studie wurde untersucht, wie die Identität von Fussballfans in den von ihnen geschaffenen Artefakten im Stadion sichtbar wird und welche Aspekte ihrer Identität dabei auf inhaltlicher Ebene deutlich werden. Basierend auf der Theorie zur Sozialen Identität und Modellen zu aktiv reproduzierten kollektiven Identitäten wurden hierzu in einer qualitativ-explorativen Untersuchung Fangesänge, Spruchbänder und Choreographien mittels eines induktiv erstellten Kategorienleitfadens analysiert. Als Datengrundlage fungierten die Fans von insgesamt sechs europäischen Profi-Fussballvereinen in Deutschland, Grossbritannien und Italien. Es zeigte sich, dass die Fan-Identität direkt durch positive Bewertungen der Ingroup und der Abgrenzung zur negativ wahrgenommen Outgroup zum Ausdruck kam, sich aber auch manchmal indirekt durch lokale Anspielungen und Geschichtsbezüge äusserte. Auf inhaltlicher Ebene dominierten zum einen Referenzen zum eigenen Verein und der eigenen Lokalität, zum anderen wurde aber auch eine eigene, selbständige Fan-Identität sichtbar. Diese deckte sich nicht immer mit den institutionellen Grenzen des Bezugsvereins, wie in Beschimpfungen der eigenen Vereinsführung und Sympathiebekundungen mit Fangruppierungen anderer Vereine deutlich wurde. Wohlwollende Bewertungen gegenüber externen Fans und verschwommene soziale Gruppengrenzen weisen auf die Nützlichkeit kultursensitiver Modelle zu kollektiven Identitäten hin, um abseits fester Gruppengrenzen die hohe Komplexität der Identität von Fussballfans theoretisch ausreichend abzubilden.
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