Fankulturen im Abseits? : Die Bedeutung der Ökonomisierung im Profi-Fussball für die Fussballfankultur
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In dieser Studie wurde untersucht, wie Fussballfans auf ökonomische Veränderungen in ihrem Verein und im Profi-Fussball reagieren und ob es Anzeichen gibt, dass die Identität von Fussballfans als Folge ökonomischer Transformationen als bedroht wahrgenommen wird. Anhand des Konzepts zur Kolonialisierung der Lebenswelt von Habermas wurden hierzu in einer qualitativ-explorativen Untersuchung Fangesänge, Spruchbänder und Choreographien mittels eines induktiv erstellten Kategorienleitfadens analysiert. Als Datengrundlage fungierten die Fans von insgesamt sechs europäischen Profi-Fussballvereinen in Deutschland, Grossbritannien und Italien. Bei den Anhängern zeigte sich eine grosse Spannbreite von Reaktionen: Während sich aus den britischen Fan-Artefakten keine Anzeichen für eine wahrgenommene Bedrohung der eigenen Identität ergaben, äusserte sich bei den italienischen Anhängern eine Bedrohung der Fan-Identität nur im Zusammenhang mit einer fehlenden Ökonomisierung im Dienste des sportlichen Vereinserfolges. Im Gegensatz zu dieser positiv-funktionalistischen Einstellung zur Ökonomisierung liess sich bei den deutschen Fan-Artefakten eine generelle Ökonomisierungskritik beobachten. Dieses Phänomen lässt darauf schliessen, dass Fussballfans innerhalb ihrer gemeinsam geteilten Lebenswelt auch vereinsübergreifend entgegen eigener sportlicher Interessen eine Identitätsbedrohung im Zusammenhang zur Ökonomisierung für möglich halten können. Es zeigt sich die Bedeutung eines ethisch-normativ begründeten Ansatzes für das Management im Profi-Fussball, welches die sinnstiftenden Lebensverhältnisse der Fussballfankultur ausreichend berücksichtigt und die Normen und Ideale von Fussballfans als integralen Bestandteil ihrer Entscheidungskultur aufnimmt und anerkennt.
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