A company becoming a "good citizen" will not only make the world a better place but will also add to stakeholder and shareholder value. An integrative approach is essential.
Wie steht es in der Wirtschaftspraxis derzeit um die Wahrnehmung und vor allem um die Institutionalisierung von Unternehmensethik? Der vorliegende Beitrag berichtet über die Ergebnisse einer Befragung der 500 grössten deutschen der 200 grössten schweizerischen Unternehmen. Forschungsgegenstand und (schriftliche) Forschungsmethode stehen dabei in einem Spannungsverhältnis: Obwohl standardisiert muss der Fragebogen möglichst viel Gelegenheit bieten, das hinter den einzelnen Aktivitäten stehende Problembewusstsein durchscheinen zu lassen. Das hier dokumentierte Projekt wollte entsprechende methodische Möglichkeiten einer breitangelegten Befragung testen und dabei inhaltliche Grundmuster der Thematik herausschälen. Dazu war die Frage, ob Unternehmensethik institutionalisierbar ist, als eine prinzipiell offene Frage zu behandeln (Kap. 2). Quantitativ konnte ein Trend der langsam zunehmenden Verbreitung von 'Ethikmassnahmen' bestätigt werden. Qualitativ konnten Indizien ausgemacht werden, dass 'Ethikmassnahmen' nicht nur als Sozialtechnologie bestenfalls guter Zwecke oder als Instrumentarium einer konventionalistischen Bestandsicherung "fester Werte" vorkommen, sondern dass durchaus ermutigende Ansatzpunkte für ein umfassenderes Verständnis existieren: Auf dem Nährboden des Gesellschaftsbezugs eines traditionellen Unternehmerethos kann sich ein "ethikbewusster" Unternehmensalltag entwickeln, der von Bemühungen um Legitimität und Verantwortbarkeit geprägt ist und so den Ansprüchen eines modernen, gesellschaftsorientierten Unternehmensverständnisses gerecht wird. Angesichts des bisher wenig erforschten Gegenstands stehen vor der Darstellung der empirischen Ergebnisse, was die Unternehmen an 'Ethikmassnahmen' ergreifen (Kap. 4), zum einen methodische Überlegungen, wie man 'Ethikmassnahmen' erfassen (Kap. 2) kann, und zum anderen inhaltliche Überlegungen, wie man 'Ethikmassnahmen' konzipieren (Kap. 3) kann.