Die Versicherungswirtschaft befindet sich in einem dynamischen Umfeld. Die Ursachen liegen in veränderten technologischen, gesellschaftlichen, ökonomischen, ökologischen und rechtlichen Verhältnissen. Als Folge dieser Veränderungen werden Versicherungsunternehmen vermehrt mit neuartigen Gefährdungen - so genannten Emerging Risks - konfrontiert. Diese bergen die Schwierigkeit, dass Schaden- sowie Gefahrenpotenziale nicht zuverlässig bekannt sind. Deshalb sind sie versicherungstechnisch schwer zu fassen und benötigen neue Strategien, Methoden und Instrumente zu ihrer Bewältigung. Für Versicherungsunternehmen gilt es, auf der einen Seite durch einen frühzeitigen Umgang mit den neuen Risiken die Schadenpotenziale zu beschränken, auf der anderen Seite auch an aufkommenden Geschäfts- und Innovationsmöglichkeiten zu partizipieren.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, Ideen, Anregungen und Konzepte zu präsentieren, wie Emerging Risks frühzeitig erkannt und gehandhabt werden können. Im ersten Teil der Arbeit wird ein umfassendes Verständnis von Emerging Risks erarbeitet. Auf dieser Grundlage widmet sich der zweite Teil der Arbeit dem Umgang mit Emerging Risks in der Versicherungspraxis. Anhand eines eigenen konzeptionellen Modells werden vier Fallstudien detailliert dargestellt. Die empirische Untersuchung zeigt, wie die Unternehmen die Früherkennung von Emerging Risks organisatorisch verankern, wie sie bei der Identifikation, Analyse, Beurteilung und Implementierung von Emerging Risks vorgehen, welche informationstechnologischen Instrumente sie nutzen und welche kulturellen Faktoren sie prägen. Im dritten Teil der Arbeit werden Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Emerging Risks abgegeben.
Mit der Arbeit kann aufgezeigt werden, dass für den erfolgreichen Umgang mit Emerging Risks in Versicherungsunternehmen mehrere Faktoren entscheidend sind: ein umfassender, strukturierter Prozess zur Früherkennung der Emerging Risks ebenso wie klare Rollen, Aufgabenverteilung und Anreizstrukturen, sinnvolle informationstechnische Hilfsmittel und nicht zuletzt ein entsprechendes kulturelles Fundament, das auf Verborgenes, Zukünftiges und Visionäres ausgerichtet ist.