Republikanische Wirtschaftsethik als intelligente Selbstbindung. Republikanismus und deliberative Demokratie in wirtschaftsethischer Absicht

Auteur(s)

Thomas Maak

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Beschreibung

Der vorliegende Text hat zum Ziel, die Grundintentionen eines republikanischen Konzepts der Wirtschaftsethik darzulegen, d.h. aufzuzeigen, wie die in der verfassungs- und politiktheoretischen Debatte neuerdings diskutierte Frage der Revitalisierung republikanischen Denkens im Kontext wirtschaftsethischen Denkens zur Geltung kommen kann. Im Mittelpunkt der Ausführungen steht in diesem Sinne die Explikation eines politisch-philosophisch unverkürzten Orientierungsrahmens, der die zentrale Bedeutung republikanischer Ideen für die Grundlagenreflexion wirtschaftlichen Denkens und Handelns deutlich macht. Im historischen Rückblick wird wider die Geschichtsvergessenheit der Main-streamökonomie herausgearbeitet, wie zeitlos aktuell die republikanischen Ideen sind, die, aus der Antike stammend, in der Blütezeit der mittelalterlichen Städterepubliken bis zu den verfassungsgebenden Versammlungen der modernen demokratischen Gesellschaften Dreh- und Angelpunkt des politischen Denkens waren, im Zuge der ökonomisch-libertären Industrialisierung aber nach und nach ins Geschichtsarchiv verdrängt wurden. Es wird sich zeigen, dass republikanische Tugendanforderungen an wirtschaftliche Akteure zumutbar werden, wenn diese Ideen mit den Mittel der modernen deliberativen Demokratietheorie reinterpretiert werden. Aufgezeigt werden vor diesem Hintergrund Perspektiven intelligenter Selbstbindung, d.h. einer Balance von bürgerethischer Selbstbindung an die res publica, die öffentliche Sache des guten und gerechten Zusammenlebens, und Selbstbehauptung im Markt. Wirtschaftsbürgertugend darf keine moralische Überforderung implizieren, sondern muss auch unter Wettbewerbsbedingungen zumutbar sein. Die politische Ethik des Republikanismus bietet diesbezüglich vielversprechende Ansatzpunkte zur Entwicklung und Ausgestaltung eines intelligenten Brems- und Navigationssystems aus verschiedenen Formen der Selbstbindung und Marktbegrenzung, um gesamt-gesellschaftlich eine wohlabgestimmte Balance von public und private zu ermöglichen. Die je individuelle Freiheit kann nur im "öffentlichen Raum' sinnvoll konstituiert werden. Was den Republikanismus gegenüber anderen Formen politischer Ethik wie beispielsweise dem Neoliberalismus oder dem Kommunitarismus auszeichnet, ist die Tatsache, dass nur in seinem Resonanzraum der "goldene' Brückenschlag zwischen individueller Selbstbestimmung und den Erfordernissen gesellschaftlichen Zusammen-lebens gelingt.

Langue

Deutsch

Datum

1998

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