Chancen und Herausforderungen: "Einbezug von Männern gemeinsam gestalten"

Auteur(s)

Julia Nentwich

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Description

Trotz stetig steigendem Männeranteil in der Ausbildung zur „Fachperson Betreuung Kind“ sind Männer in Kindertagesstätten nach wie vor in der Minderheit oder „Token“-Position. Sie werden in erster Linie als Männer und nicht als professionell ausgebildete Kinderbetreuer wahrgenommen. Die Erwartungen, die an Männer in der Kita gerichtet werden sind stark an Rollenklischees orientiert. Sie sollen die kaputten Kinderwägen reparieren können, mit den Kindern Fussball spielen und die Werkbank einrichten. Kurz: Etwas „männliches“ in die Kita bringen. Nur selten decken sich jedoch diese Erwartungen mit den Interessen der im Beruf arbeitenden Männer, die stärker an den betreuenden und pädagogischen Tätigkeiten orientiert sind. Dieser Widerspruch in den Erwartungen wird von Männern als Herausforderung erlebt. Ein Effekt, der durch die nach wie vor fest etablierte „Weiblichkeit“ des traditionellen Frauenberuf noch verstärkt wird. Die Gestaltung der Räume wie auch die Angebote sind stereotyp weiblich dominiert – z.B. findet man in der Verkleidungsecke eher Stöcklischuhe als Krawatten. Hinzu kommt, dass auch die Vorstellungen einer „guten Kinderbetreuung“ stark an hauswirtschaftlich-pflegerischen Kompetenzen festgemacht werden. Diese Anforderungen an den Beruf stehen deutlich im Widerspruch zu dem, was einem männlichen Kinderbetreuer an Kompetenzen zugeschrieben wird.

Sollen Männer gut in ein bestehendes Team einbezogen werden, muss an diesen Wahrnehmungen wie auch der Kultur der Kita gearbeitet werden. Welche Zielsetzungen leiten die Arbeit im Team? Wie wird die Arbeit verteilt und warum? Was ist bereits explizit ausgesprochen und kann den Lehrlingen vermittelt werden, was muss zunächst im Team reflektiert werden? Warum ist es ausgerechnet immer der männliche Praktikant, dem das richtige Abwischen des Tischs mehrmals gezeigt werden muss? Kitas auf dem Weg zur Inklusion eröffnet sich die Chance, ihre Prozesse und Abläufe zu reflektieren, Anforderungen transparent zu formulieren und damit auch für Veränderung zugänglich zu machen. In diesem Sinne stellt die Inklusion von Männern einen Schritt zur Professionalisierung dar. Dies allerdings nicht, weil Männer als Vertreter des „anderen“ Geschlechts hinzu kommen, sondern weil ihre Inklusion verschiedene Professionalisierungsprozesse im Team erforderlich machen.

Langue

Deutsch

Date

2016

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