Der Beitrag entwirft einen systematischen Ansatz für eine lebensweltlich wiedereingebettete Ökonomie, die sowohl die funktionale Systemökonomie als auch die ethisch-normative Sozialökonomie umfasst. Die beiden Perspektiven stehen aber nicht additiv nebeneinander, sondern werden in die sachlich richtige Ordnung gestellt.
Seitdem die Gesamtwirkung des Wirtschaftswachstums auf unsere Lebensbedingungen im eigentlichen Sinne des Wortes frag-würdig werden, ertönt von allen Seiten der Ruf nach Wirtschaftsethik. Doch Wirtschaftswissenschaft und Ethik sind einander seit langem fremd geworden. Wie sie in zeitgemässer Weise wieder zusammenfinden können, ist durchaus ungeklärt. Der Beitrag versucht eine Standortbestimmung der Wirtschaftsethik in der aktuellen Grundlagendiskussion zum Verhältnis von Ökonomie und Ethik. Die beiden Vermittlungsmodelle, die von der Arbeitsgruppe "Wirtschaftswissenschaft und Ethik" des Vereins für Sozialpolitik unterschieden worden sind, werden kritisch diskutiert. Es wird ein drittes Vermittlungsmodell entworfen, das weder bloss gegen die ökonomische Rationalität gerichtet ist (wie das "Domestizierungsmodell") noch "rein" ökonomisch argumentiert (wie das ökonomische "Grundlegungsmodell"), sondern auf die philosophisch-ethische Erweiterung der ökonomischen Rationalitätskonzeption selbst zielt: Wirtschaftsethik als Vernunftethik des Wirtschaftens, der es um die zeitgemässe Erneuerung der normativen Grundlagen des Wirtschaftens geht.
Was "nützt" Wirtschaftsethik? Der vorliegende Beitrag möchte zeigen, dass diese junge "Hybriddisziplin" weder eine ideologische Alibifunktion zur Rechtfertigung der real existierenden Marktwirtschaft ausübt noch sich in weltfremdem Idealismus - fern von dem, was in der Wirtschaft "Sache" ist - erschöpft, sondern in erster Linie eine aufklärerische Kritik-, Bewusstseinsförderungs- und Praxisorientierungsfunktion erfüllt. Ihre Sache ist es, den weitherum herrschenden Ökonomismus, d.h. die Verabsolutierung ökonomischer Gesichtspunkte, zu hinterfragen und ihm eine ebenso verantwortungs- wie sachzwangbewusste Konzeption lebenspraktisch vernünftigen Wirtschaftens entgegenzuhalten. Der Beitrag bestimmt grundlegende "Orte" der Moral in einer ethisch legitimen Marktwirtschaft und hebt dabei besonders die unverzichtbare Rolle der unbegrenzten kritischen Öffentlichkeit aufgeklärter Bürger hervor. Moderne Wirtschaftsethik versteht sich von da her selbst als Beitrag zur Bildung mündiger Wirtschaftsbürger.
Hinweis: Im pdf fehlen aus technischen Konversionsgründen die Abbildungen.
Der Beitrag bestimmt grundlegende "Orte" der Moral in einer ethisch legitimen Marktwirtschaft und hebt dabei besonders die unverzichtbare Rolle der unbegrenzten kritischen Öffentlichkeit aufgeklärter Bürger hervor. Moderne Wirtschaftsethik versteht sich von da her selbst als Beitrag zur Bildung mündiger Wirtschaftsbürger.