Der Digital Divide wird heute allgemein als globales Problem anerkannt und steht auf der politischen Agenda. Es reicht jedoch nicht aus, nur auf die institutionalisierte Politik zu vertrauen, denn Unternehmen sind in diesem Themenkomplex entscheidende Akteure, die durch ihre Geschäftsmodelle sowie ihre politische Einflussnahme grossen Anteil daran haben, ob es gelingen wird, den Digital Divide zu überwinden.
Dies liegt unter anderem daran, dass seit Ende der 1970er Jahre Software als kommerzielles, geschlossenes, proprietäres Produkt gehandelt wird. Das darin enthaltene Wissen wird dadurch eingeschlossen und künstlich verknappt. Dies verhindert bzw. erschwert den Aufbau einer digitalen Allmende, die dabei helfen könnte, den Digital Divide zu mindern.
Aus wirtschaftsethischer Sicht kommt es daher darauf an, die Verantwortung von IT-Unternehmen in diesem Zusammenhang zu klären, damit nicht weiterhin lediglich verkürzte "Scheckbuch-Ethik" den Umgang der IT-Unternehmen mit dem Digital Divide bestimmt. Daher werden in diesem Beitrag drei Konzepte von Corporate Citizenship erläutert und darauf geprüft, welchen Orientierungsgehalt sie für die Strategien von IT-Unternehmen bieten.
Erste Anzeichen deuten heute auf einen langsamen, aber stetigen Wandel hin - weg von einer geschlossenen, proprietären IT, hin zu offenen und standardkonformen Architekturen. Man denke etwa an den Erfolg von Wikipedia oder Linux. Diesen Wandel können die Bürger aber nicht einfach abwarten, sondern müssen ihn einfordern und gestalten, damit eine lebensdienliche digitale Allmende sich von der blossen Fortschrittperspektive zum realen Faktum entwickeln kann.